Region/Kontinent: Europa
Land: Portugal
Reisezeit: 17.05.2011 – 27.05.2011
Route: Klick
Fünf Monate nach meiner Rückkehr aus Ägypten geht es nun endlich wieder auf Tour – diesmal in Portugal auf einen Roadtrip per Mietauto und Zelt. Begleitet werde ich von Martina, einer guten Freundin, die ich vor ca. 2 ½ Jahren in Frankfurt kennengelernt habe. Bemerkenswert – denn es handelt sich ja nicht um einen Pauschalurlaub im Hotel, sondern um eine Kombination von Zelten und Couchsurfing, womit sie vorher so noch keine Erfahrungen gemacht hat.
17.05.2011 – Von Leberwurst und Gitarren
Es ist Dienstag Morgen und der Wecker klingelt mich schon früh aus dem Schlaf, schließlich muss mein Trekking Rucksack noch auf genau 15kg gepackt und somit RyanAir tauglich gemacht werden. Das ganze dauert etwas länger als geplant und bevor ich meine U-Bahn zum Hauptbahnhof verpasse fällt mir ein, dass ein bisschen Proviant für die lange Busfahrt nach Frankfurt/Hahn nicht schlecht wäre und somit plündere ich den Kühlschrank mit dem letzten noch dort verbleibenden Essbarem: Einer Ja! Leberwurst 🙂 Dazu noch Vollkornbrot und ab geht‘s. Am Hauptbahnhof angekommen wartet Martina schon auf mich und mir fällt auf, dass ich noch etwas wichtiges vergessen habe. Dank Zeitpuffer bin ich dann aber wieder pünktlich 5 Minuten vor Busabfahrt da und wir können die Reise beginnen. In Hahn angekommen zeigt sich das Wetter in Deutschland noch einmal von seiner besten Seite und so essen wir die Wurst – liebevoll mit Schweizer Taschenmesser aufs Vollkornbrot geschmiert – auf der wunderschönen Treppe vorm Flughafen und können uns das Grinsen dabei nicht verkneifen 🙂
Nach einem ruhigen Flug kommen wir gegen 18 Uhr Ortszeit in Faro an und leider war die Wettervorhersage korrekt – es ist bewölkt und soll die nächsten Tage auch noch schlechter werden! 🙁 Das trübt natürlich nicht die Freude auf den Urlaub und wir fahren gut gelaunt mit dem Bus zum Zentrum, wo wir uns mit Cosmo treffen. Der gebürtige Kroate, der lange in Hamburg gewohnt und sich nun mit seiner Freundin in Faro niedergelassen hat, ist unser erster Couchsurfing Gastgeber. Er studiert Raketenwissenschaften und ist ein sehr lässiger und netter Kerl mit einer kleinen gemütlichen Wohnung mitten im Partyviertel der Stadt, in dem aber um die Uhrzeit noch nichts los ist. Es geht direkt weiter in eine kleine Lokalität, in dem Martina und ich den ersten Kontakt zur portugiesischen Küche machen – ein riesen Toast mit Käse, Schinken und einer cremigen Knoblauchsoße. Sehr lecker und vor allem sehr günstig! Gestärkt ziehen wir weiter, um uns mit einer weiteren Couchsurferin zu treffen, die sich auf einen von mir erstellen Beitrag im Faro Forum gemeldet hat und mir ihre Gitarre verkaufen möchte. Es handelt sich um eine spanische Gitarre (Alvaro 40), welche laut Internetpreis über 200€ neu kostet und ich habe sie so gut wie unbenutzt für 35€ von ihr abgekauft – super Schnäppchen! 😉 Zu unserer Gruppe gesellt sich noch ein spanischer Arbeitskollege von Cosmo und dessen Couchsurfing Gast aus Südkorea und zusammen trinken wir noch ein paar Bier in einer kleinen Bar bevor es dann nach einem langen Tag endlich schlafen geht.
18.05.2011 – Regen zum Urlaubsstart
Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem ordentlichen Regenschauer, welcher uns dazu zwingt zunächst bei Cosmo auf Besserung zu warten. Normalerweise hat man in Faro das beste Wetter in Portugal und nur ca. 16 Regentage im Jahr und wir folglich etwas Pech. Nach einer Stunde entscheiden wir uns dann doch los zuziehen, schließlich möchte man nicht den ganzen Tag in der Wohnung rumhocken und wir müssen unser Mietauto bis 12 Uhr am Flughafen abgeholt haben. Ich verpacke meine Gitarre notdürftig mit Plastikbeuteln und wir ziehen mit vollem Gepäck Richtung Parkplatz am Ufer, wo Cosmo sein Auto geparkt hat. Dabei laufen wir ständig knöcheltief durch riesige Pfützen und man merkt deutlich, dass Faro nicht für solche Regenmassen ausgelegt ist. Leider kommen wir dann auch nicht bis zum Auto durch und Cosmo wollte es bei diesem Regen auch nicht fahren und so verabschieden wir uns von ihm und warten auf den nächsten Bus. Mit jedem Meter aus Faro heraus nimmt der Regen ab und ich hole am Flughafen angekommen unser Auto ab. In der Zwischenzeit lassen wir die nasse Kleidung im Terminal trocknen nachdem uns die Polizei freundlicherweise alte Zeitungen zum ausstopfen der Schuhe gegeben hat 🙂 Ca. Eine Stunde später fühlen wir uns trocken genug und fahren wieder zurück ins Zentrum und siehe da: der ganze Regen ist weg und die Sonne kommt raus! Nach einem Großeinkauf im Supermarkt ist das Auto direkt vollgepackt und wir erkunden Faro und dessen Strand – beides sehr nett aber nicht wirklich überwältigend. Folglich verlieren wir auch nicht länger Zeit und fahren direkt weiter nach Albufeira. Das Autofahren macht Spaß, es gibt viele kleine Gässchen und eine extrem scharfe Kurven dort. Ansonsten hat der touristische Ort nicht viel zu bieten und wir halten uns nicht lange auf.
Durch den Regen am Morgen sind wir spät dran und gehen auf die Suche nach der ersten Übernachtungsmöglichkeit mit dem Zelt. Leider werden wir nicht direkt fündig und fahren um kurz nach neun immer noch suchend durch die Gegend. Langsam wird es dabei schon dunkel und wir überlegen, uns ein Hotel in der nächst größeren Ortschaft zu suchen bevor wir dann doch per Zufall noch eine super Stelle finden. Es handelt sich dabei um eine nicht fertig gestellte und total verwuchterte Straße ohne Anzeichen irgendwelcher Zivilisation in der Nähe – perfekt fürs Zelten! Nun ist Eile angesagt, es ist mittlerweile schon dunkel und die Suche nach einem geeigneten Platz fürs Zelt gestaltet sich schwierig, da überall scharfe Disteln am Boden verteilt sind. Nach 20 Minuten finden wir dann aber eine gute Stelle und ich baue das Zelt im leichten Regen auf während Martina mit der Taschenlampe für Licht sorgt. Sie hatte vorher noch nie wild gezeltet und ist sehr aufgeregt, vor allem als ab und zu mal ein Auto auf der verlassenen Straße lang fährt macht sie die Taschenlampe aus, um nicht entdeckt zu werden 🙂 Ich vermute es handel sich um Bauarbeiter, die noch auf dem Weg zu einer Baustelle waren und merke ihr an, dass sie sich in dieser Situation (es regnet weiterhin leicht und der Boden ist etwas matschig) nicht sehr wohl fühlt aber zumindest haben sich die zuvor gekauften Gummistiefel nun schon mehr als bezahlt gemacht 🙂 20 Minuten später liegen wir auch schon im trockenem Zelt und lauschen bei zwei Flaschen Wein den abprallenden Regentropfen. Während einer guten Unterhaltung geht es Martina auch wieder besser und sie ist sehr froh darüber, diese Erfahrung zu machen und genießt die Situation nun richtig.
19.05.2011 – Praia de Odeceixe – unbekannter Traumstrand
Nach einer erholsamen Nacht packen wir alles wieder zusammen und sehen zum ersten mal die Umgebung bei Tag – u.a. auch noch einen leeren Gulli (im Video gut zu sehen), der mir in der Nacht zuvor noch nicht auffiel, jedoch genau auf unserem Weg zwischen Auto und Zelt lag. Zum Glück ist da keiner reingeplumst 🙂 Wir fahren weiter, lassen Portimão hinter uns und machen uns auf den Weg nach Lagos. Unterwegs halten wir an einem Parkplatz an und entdecken von dort aus eine super Aussicht auf die Algarve wie man sie sich vorstellt – hohe Felsküsten mit braunen Steinen und grüner Vegetation. Ein schöner Anblick und guter Grund für eine kurze Schwimmpause im Meer! Nach ca. 90 Minuten geht es dann weiter zu unserem eigentlichen Ziel, dem Cabo de São Vicente. Unterwegs erreichen wir um genau 16:00 die 100.000 km Marke unseres ersten Mietwagens, ein Renaut Clio, welcher nur 160€ für 9 Tage gekostet hat. Wieso das ganze so günstig war werdet ihr später noch rausfinden 😉 Am Kap angekommen lässt sich Martina noch die letzte Bratwurst vor Amerika schmecken, immerhin befinden wir uns nun am südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands und uns trennen nur noch 5.000 km des Atlantiks bis Amerika. Das Kap selbst besteht aus 70m hohen Steilküsten und man hat ein paar nette Ausblicke. Leider wurde der lichtstärkste Leuchtturm Europas genau so platziert, dass man nicht direkt vorne ans Kap heranlaufen kann und einem somit sicherlich noch eine schönere Aussicht verwehrt bleibt.
Weiter geht es zum Praia de Odeceixe, ein riesen großer Strand abseits jeder Touristischen Anlage und somit ein idealer Ort, um die nächste Nacht im Zelt zu verbringen. Den Hinweis bekam ich auch aus dem Couchsurfing Faro Forum, in dem der Strand von vielen als Geheimtipp und sichere Stelle zum Campen vorgeschlagen wurde. Wir wurden nicht enttäuscht! Fährt man die normale Straße entlang bekommt man eine tolle Aussicht von oben auf das ganze Strandgebiet, um jedoch zur anderen Seite zu kommen muss man bereits 15 Minuten vorher über eine Brücke abbiegen und auf der rechten Seite des Flusses zum Strand über einen kleinen Pfad fahren. Dort angekommen sind wir nicht einmal alleine, ein Franzose hat sich mit seinem Hund und Wohnmobil am Strand niedergelassen und leistet uns etwas Gesellschaft. Wir können diesmal ohne Zeitdruck das Zelt aufbauen und in Ruhe den Sonnenuntergang und die beeindruckende Kulisse am vorderen, felsigen Strandabschnitt betrachten. Durch das schnelle Aufkommen der Flut war die optische und akustische Kulisse auf den scharfen Steinen besonders beeindruckend! Der Weg von dort zurück zum Zelt dauert Aufgrund der unglaublich großen Ausmaße des Strandes eine gute Viertelstunde und wir bereiten in der Dämmerung unser Abendessen vor und genießen – wie üblich – unseren Wein 🙂 Somit geht auch der Donnerstag und vorerst letzte Tag im Zelt zu Ende, denn morgen geht es endlich nach Lissabon!
[slideshow]
20.05.2011 – Lissabon, das San Francisco Europas
Nach dem Aufstehen zähle ich knapp 100 Mückenstiche an mir – Martina kommt hingegen mit ganzen zwei davon – unfair! 🙂 Wir bleiben natürlich noch ein bisschen und während ich eine Runde am Strang joggen gehe und danach die Surfer bei deren ersten Gehversuchen am Brett beobachte, lässt sich Martina noch ein bisschen sonnen. Danach fahren wir nach einem kurzen Zwischenstopp in Sines weiter nach Tróia, einer luxuriösen Halbinsel gegenüber von Setúbal, welche leider außer schönen Golfplätzen sonst nichts zu bieten hat. Um uns einen großen Umweg zu sparen, entscheiden wir uns spontan die Fähre zum anderen Ufer zu nehmen und fahren von dort nach Lissabon. Dort angekommen versuche ich Kontakt mit dem Couchsurfer aufzunehmen, der uns eigentlich für die nächsten Tage aufnehmen wollte. Es stellt sich jedoch heraus, dass etwas dazwischengekommen ist und somit rufe ich meinen Backup Ricardo an, welcher zwar schon mittlerweile zwei weitere Couchsurfer aus Barcelona aufgenommen hat, uns aber dennoch mit unterbringen kann. Ricardo ist ein super cooler Typ, tagsüber im Anzug als Unternehmensberater in der IT Branche und Abends im Gothic Outfit in den Clubs der Stadt unterwegs. Er hat sich von seiner Frau getrennt und jedes zweites Wochenende seine beiden Töchter bei sich, wenn diese nicht da sind nutzt er die freie Zeit um die ganze Nacht zu feiern und tagsüber am Strand zu schlafen 🙂 Ansonsten ist er die ganze Zeit über sehr gastfreudig und hat Martina’s anfängliche Zweifel sehr schnell vergessen gemacht. Am Abend treffen wir das spanische Pärchen Pilar und Tito und gehen zusammen mit ein paar Freunden von Ricardo essen und natürlich wieder Wein trinken 🙂
Den ganzen Samstag verbringen wir mit Sight Seeing, Lissabon ist eine tolle auf Hügeln gebaute Stadt, welche sich die Brücke aus San Francisco und die Christus Statue aus Rio de Janeiro abgeschaut hat. Etwas enttäuscht bin ich aber von deren Cable Cars – die haben mir in San Francisco doch schon viel besser gefallen, da sie dort offen sind zu allen Seiten. Den Abend verbringen wir im Partyviertel der Stadt; immerhin ist es mittlerweile schon Samstag. Wir haben eine Menge Spaß mit Pilar und Tito, welcher übrigens aussieht wie ein Ben Stiller Double, während Ricardo schon unterwegs zu seinen Gothic Clubs ist. Später trifft er sich noch mit Martina und Paulo im Club Lux, welcher wohl für Freunde der elektronischen Musik sehr gut sein soll. Ich hingegen schließe mich den zwei Spaniern noch an und wir ziehen noch etwas durch die Stadt. Am nächsten Tag geht es weiter in den westlich gelegenen Stadtteil Belém mit den Hightlights Mosteiro dos Jerónimos (ein Kloster) und Torre de Belém (ein Turm). Hier kann man schon alleine einen halben Tag locker verbringen und beides ist auf jeden Fall eine klare Empfehlung meinerseits! Wir sind sogar genau zur richtigen Zeit dort und müssen für das Kloster keinen Eintritt bezahlen, weil dieser erst ein paar Stunden später anfiel, was ein Zufall hehe 🙂 Weiter geht die Fahrt zum Capo da Roca, welches mir persönlich besser gefallen hat als das erste Kap, da man einfach mehr sieht und kein blöder Leuchtturm im Wegsteht. Zurück bei Ricardo angekommen fällt uns auf, dass der Kofferraum unseres Mietwagens kaputt ist. Wenn man das Auto abschließt kann man leider immer noch den Kofferraum öffnen.. Wir nehmen die wertvollsten Gegenstände mit in die Wohnung und plaudern noch mit Ricardo, der uns noch mit einem leckeren Fisch Abendessen verwöhnt und gehen dann ins Bett, nachdem wir uns bei ihm bedankt und verabschiedet haben, da er am nächsten Tag früh zur Arbeit muss.
23.05.2011 – Märchenschloss in Sintra
Der Montag beginnt mit der Fahrt zur Mietwagenstation, die glücklicherweise auf dem Weg liegt und bei der wir in einer Viertelstunde alle Sachen in ein neues Auto gepackt haben. Nun sind wir mit einem Renault Modus unterwegs, der leider nicht so schön ist aber immerhin im Gegensatz zum ersten Auto sauber… naja und so lang fahren wir ihn eh nicht… 🙂 Heute steht Sintra auf dem Programm und wir ahnen schon, dass es hier ähnlich viel zu sehen werden gibt wie in Belém. Das Highlight ist natürlich der Palácio Nacional da Pena , das portugiesische Schloss Neuschwanstein. Auf dem Weg dort hin läuft man zunächst durch einen großen künstlich angelegten Wald. Hier wurden Baumarten aus allen Teilen der Welt vereint und somit spezielle Bereiche eingerichtet hat, u.a. gibt es auch die amerikanischen Sequoia Bäume zu sehen. Ferner sind einige Tiere im Park heimisch, z.B. ein schwarzer Schwan, welcher mir beim Versuch einer Nahaufnahme erst mal schön in meine Kamera gebissen und zum Glück nichts kaputt gemacht hat 🙂 Das 170 Jahre alte Schloss besticht durch farbenprächtieg Türme, alles sieht eben aus wie man es sich in einem Märchenschloss so vorstellt. Wir schlendern gemütlich durch alle Innenräume und essen dann auf der hauseigenen Bistro Terasse überteurte Teigwaren, die aber zumindest ganz gut schmecken. Martina geht es nicht so gut läuft zurück zum Auto um sich etwas auszuruhen. Ich lasse mir den Rest des Parks natürlich nicht entgehen und verschwinde wieder im Wald, vorbei an an einer Felsenstatue und dem Thron der Königin, hin zum Endpunkt in Form eines 600m hohen Felsens, welcher trotz aufkommendem Nebel einen super Ausblick aufs Schloss und die umliegende Landschaft bietet. Ich beeile mich auf dem Rückweg zum Auto und verlaufe mich auch noch etwas, komme dann aber nach ca. 90 Minuten auch an und wir fahren weiter, um noch einmal in Sintra selbst anzuhalten. Dort empfiehlt unser Reiseführer den Palácio Nacional de Sintra, wir schauen uns aber nur dessen Schornsteine von außen an und gehen lieber in Ruhe Hamburger mit Pommes essen, da wir noch bei Tageslicht in Peniche ankommen wollen um eventuell ein paar Surfer zu sehen, die Gegend soll einer der besten Surfgebiete in Europa sein. Auf dem Weg dort hin holt mich leider die Müdigkeit durch das viele rumlaufen und autofahren etwas ein und ich beschließe für eine kurze Pause am Meer anzuhalten. Danach stellt sich der Weg nach Peniche etwas länger heraus als gedacht und wir kommen erst gegen neun Uhr Abends an, mittlerweile ist es fast dunkel und alle Surfer sind natürlich weg… Naja wir fahren also direkt weiter und wissen noch nicht so genau, wo wir heute Nacht schlafen sollen. Unterwegs kommen wir zufällig an einem Camping Platz vorbei und entscheiden uns dort einen kleinen Bungalow mit Dusche und Frühstück zu nehmen und so geht der siebte Tag zu Ende.
24.05.2011 – Autopanne auf dem Weg nach Porto
Der nächste Tag soll uns nach Porto führen, als erstes halten wir jedoch in Óbidos an, einer kleiner von alten Mauern umgebenen Ortschaft mit einer Burg aus dem 13.Jahrhundert. Dieser Ort gefällt mir sehr gut und ich frage mich, wie teuer wohl eine Wohnung hier ist in dieser ritterlichen Umgebung. Man kann die Stadtmauern komplett begehen, sie sind jedoch ohne Geländer ausgestattet und noch im Originalzustand, folglich sollte man vor allem bei Gegenverkehr etwas aufpassen. Obwohl man nicht in die Burg gehen kann ist Óbidos ein kleiner Geheimtipp von mir und man sollte es auf jeden Fall mitnehmen, wenn man von Lissabon nach Porto reist. Zurück auf der Straße zeigt die Temperaturangabe des Autos mittlerweile knapp 40° an und wir nähern uns Coimbra, dessen Universität 1290 gegründet wurde und somit eine der ältesten in Europa ist. Aufgrund der Hitze geht es im Eiltempo dort hin, wir schauen uns die Innenräume an und erhaschen einen Blick ins berühmte Orgelzimmer, welches gerade für die nächste Führung geöffnet wird. Danach geht die Reise weiter ins ca. 100km entfernte Porto, wo wir um 19 Uhr mit unserem nächsten Couchsurfing Host Kasia verabredet sind. Etwas platt von der Hitze kommt es dann wie es kommen muss und unser Auto bleibt auf einer Seitenstraße stehen und lässt sich nicht mehr starten. Der mir sowieso unsympathische Renault Modus gibt beim Startversuch nur noch stotternde Geräusche von sich, welche auf einen Motorschaden hindeuten. Wir können also vergessen, noch rechtzeitig in Porto anzukommen und nach ein paar Minuten Frustabbau mache ich mich auf die Suche nach Anwohnern, die sich das Auto anschauen könnten. Wir haben Glück im Unglück und finden nach kurzer Zeit einen englisch sprechenden Portugiesen, dessen Kumpel zufällig auch noch Automechaniker ist. Sein Urteil ist schnell gefällt und an dem Auto ist nichts mehr zu machen. Die Kommunikation mit der Autovermietung zwecks Abschleppung des Wagens übernimmt freundlicherweise auch der Portugiese und wir müssen die folgenden 90 Minuten bei 35° Sonne ausharren, nachdem wir das Auto auf den einzigen schattigen Platz an der Straße geschoben haben.
In der Wartezeit lege ich mich bis auf die Unterhose entkleidet und mit frisch aufgetragener Sonnencreme auf ein auf mehreren Steinen aufgesetztes Brett, welches sich später als Bank einer alten Anwohnerin rausstellte. Sie hatte die ganze Situation von unserem Auto aus beobachtet und als ich mich von der Bank entfernte dort sofort wieder hingesetzt 🙂 Endlich kommt dann auch der Abschleppwagen und wir laden schon einmal alles aus, in dem Moment fängt es an zu regnen, welcher in Zusammenhang mit einem aufkommenden Sommergewitter aber sehr angenehm ist. Kurz darauf trifft auch unser Taxi in Form eines langen Mercedes mit Klimaanlage ein und wir fahren nach Porto zur dort ansässigen Station der Autovermietung. Nachdem es uns nicht möglich ist, das Geld für die letzten Tage zurück zu bekommen, packen wir also alles vom Taxi in das mittlerweile dritte Mietauto ein. Diesmal ist es auch endlich ein gutes Auto, ein Mitsubishi Colt, der auf Anhieb schon mehr Spaß beim fahren bereitet – wieso nicht gleich so ?! Um 20:30 kommen wir dann endlich in Porto an und werden von Anna empfangen, sie ist eine der Mitbewohnerinnen von Kasia und ebenso Polin. Wir hüpfen schnell unter die Dusche und gehen auf eine nächtliche Erkundungstour durch Porto. Besonders beeindruckend ist der Ausblick von der ca. 50m hohen Brücke Ponte Dom Luís I bei Nacht! Da unsere Gastgeber sehr zentral wohnen können wir alles ablaufen und sehen schon direkt die wichtigsten Einrichtungen der Stadt, welche sehr überschaubar, ruhig und mit dem wohl schönsten McDonalds der Welt ausgestattet ist. Zum Glück haben wir das Auto noch und können am nächsten Tag zum Nationalpark, drei Tage wären für Porto auf jeden Fall zu viel! Wir trinken noch eine Kleinigkeit und lernen dann zu Hause angekommen unseren Host Kasia kennen, die gerade vom Capoeira Training zurückgekehrt ist. Beides sehr nette Mädels, die zusammen mit 3 Jungs in einer großen WG wohnen. Nach einer Plauderei schlafen wir dann zu viert in einem großen Zimmer ein.
Videoblog vom gesamten Trip
[ylwm_vimeo height=”350″ width=”620″]26975198[/ylwm_vimeo]
25.05.2011 – Nationalpark im Norden und Abstecher durch Spanien
Der vorletzte volle Tag steht an und wir verlassen Porto direkt wieder Richtung Braga. Dort angekommen geht es ohne Umweg zum Ziel vieler Pilger und Touristen: Bom Jesus do Monte, einer auf einem Berg gelegenen Wallfahrtskirche 5km von Braga entfernt. Es gibt ne Menge Stufen dort hinzulaufen – oder alternativ die Bergbahn 😉 Nachdem ich meine schöne Ray Ban Sonnenbrille erst einmal tollpatschig unter der Bahn verliere und sie mit einem Stock wieder rausgeholt werden muss, geht es auch schon los und wir sind in 3 Minuten oben. Dort befindet sich neben einer Kirche noch eine kleine Grotte, die uns mit eiskaltem Wasser und somit einer Abkühlung in der Hitze versorgt. Wir gönnen uns im Café noch einen leckeren Mittagssnack samt toller Aussicht und laufen anschließend die Treppen hinunter zum Auto. Danach fahren wir nach Braga zurück, um den Weg zum Nationalpark Peneda-Gerês zu suchen – nach ein paar Minuten verzweifelter Suche stellen wir aber nüchtern fest, dass wir direkt vom Bom Jesus aus hätten weiter fahren sollen. Wir erreichen danach schnell die Grenze des Nationalparks und tauchen sofort in eine wunderschöne Landschaft ein mit vielen Serpentinen, welche mir besonders viel Spaß beim Fahren bereiten. Ich habe darin durch meine Urlaube in Gran Canaria und Mallorca auch schon etwas Erfahrung…
Wir fahren ein Stück durch Spanien, da dieser Weg kürzer ist und das Benzin günstig sein soll. Die Tankstelle finden wir jedoch nicht – dafür verfahren wir uns wieder ein bisschen 🙂 Alles halb so schlimm und zurück in Portugal angekommen geht es durch viele alte Dörfchen bis Castro Laboreiro. Ricardo aus Lissabon war erst vor einer Woche hier und hat uns die Gegend samt einem in der Nähe befindlichem Zeltplatz empfohlen. Der Tipp ist gold wert und die Reise durch den sehr dünn besiedelte Norden Portugals ein kleines Highlight der Tour, die Dörfer sind komplett von der Außenwelt abgeschnitten und haben vermutlich nicht einmal Internetanschluss 🙂 Wir kommen um 20 Uhr beim Campingplatz an und haben noch genug Zeit in Ruhe und bei Tageslicht alles aufzubauen und das Essen vorzubereiten. Neben uns sind nur 3 weitere Parteien hier heimisch und wir suchen uns einen schönen Platz direkt am Bach aus, welcher uns durch das sanfte Plätschern des Wasser sowohl als Ruhequelle als auch als Kühlung für den Wein dient 🙂 Ich habe mich selten so entspannt wie an diesem Abend gefühlt, eine herrliche Atmosphäre und absolute Ruhe sind gegeben und somit optimale Voraussetzungen für einen guten Schlaf.
26.05.2011 – Eine Schildkröte als Burgwächter
Mittlerweile ist es schon Donnerstag und während ich das Zelt einpacke, lässt sich Martina vom Besitzer des Zeltplatzes Tipps für einen Ausflug und eine passende handgeschriebene Karte geben. Es geht zunächst zum abgelegenem Dorf Rodeiro im nördlichsten Zipfels Portugals. Von dort wandern wir vorbei an einem alten Steinhaus in wundervoller Umgebung weiter zu einem Wasserfall samt Mühle, welche damals das Wasser des Flusses zum Antrieb der Mühlen genutzt hat. Man merkt richtig, dass hier so gut wie nie etwas los ist, die Natur und Überreste der Häuser sehen noch so unberührt und von Touristen verschont aus. Wir fahren zurück zum zentralen Dorf Castro Laboreiro und starten von dort eine Wanderung auf das Castelo de Castro Laboreiro. Das ganze dauert eine gute halbe Stunde, vorbei an einem Felsen der von weitem aussieht wie eine Schildkröte. Martina ist ganz schön geschafft von der steilen Wanderung zur Burg und gönnt sich eine kleine Pause während ich ein Panorama Bild vom höchsten Punkt der Burg aus auf die umliegende schöne Berglandschafe mache. Die Burg selbst stammt aus dem 16.Jahrhundert und es nicht mehr viel mehr als die Reste der Grundmauer zu sehen. Auf dem Rückweg zum Auto lege ich einen Sprint zur Schildkröte ein für ein passendes Foto 🙂
Danach fahren wir wieder zurück Richtung Süden nach Porto und ich kann sowohl Rodeiro und Castro Laboreiro als Insidertipp für euren Portugalurlaub empfehlen, sofern man sich denn im Norden aufhält. Auf dem Rückweg entdecken wir noch eine Miniaturversion des Bom Jesus in einem kleinem Dorf und genießen an verschiedenen Punkten hoch in den Bergen noch die grandiose Aussicht in die Täler. An einer Stelle kommen uns sogar noch ein paar Kühe entgegen und wir müssen kurz anhalten, da diverse Bäume auf die Straße gekracht sind. Wir haben aber Glück und die Förster sind bei unsere Ankunft bereits dabei, den Weg wieder frei zu machen und somit kommen wir dann ohne weitere Zwischenfälle um 19 Uhr wieder in Porto an. Die nächsten drei Stunden werden noch sinnvoll dafür genutzt, sich die Stadt am Tag anzuschauen. Martina und ich trennen uns dafür und erkunden die Stadt jeweils auf eigene Faust, da sie sich gern noch etwas mit Shoppen aufhalten möchte und ich lieber viele Bilder und Videos der Stadt mache 🙂 Dafür habe ich dann auch bei einem wunderbaren Sonnenuntergang am Fluß ausgiebig Gelegenheit und mache innerhalb einer Stunde so viele Bilder, dass selbst nach zweimaligem aussortieren noch 50 übrigbleiben 🙂 Gegen 22 Uhr treffe ich mich mit Martina und Kasia dann in einer Bar und wir gehen anschließend noch einmal tradionell essen, leider weiß ich nicht mehr wie das Gericht heisst aber es hatte viele verschieden, zum teil scharfe, Wurstsorten enthalten und war mit Käse überbacken. Sehr lecker auf jeden Fall und somit endet auch der letzte Abend in Portugal.
27.05.2011 – Rückflug ohne Gitarre
Bevor wir das Land wieder verlassen, liegt am Freitagmorgen noch eine letzte Aufgabe vor uns: Wir müssen meine neue Gitarre verpacken und auf den Weg nach Deutschland schicken! Martina ist Filialleiterin eines WMF Ladens in Frankfurt und hat viel Erfahrung im verpacken von Gegenständen und kann das Paket zudem kostengünstig nach Frankfurt schicken lassen. Wir haben uns dafür im Vorfeld bei einem Supermarkt diverse Kartons und von Kasia eine alte Jacke als Schutz für die Gitarre geben lassen. Das passt super und die Gitarre ist zusammen mit ein paar anderen Krams wie die nie benutzte Taucherbrille sicher verpackt. Letztendlich verabschieden wir uns von unseren Gastgebern und bringen das Auto wieder zurück. Kurz vor Ankunft bei der Autovermietung springt uns doch tatsächlich noch einmal der Benzinstand um einen Balken nach unten und ich muss noch einmal tanken gehen. Dafür benötige ich dann auch vier Anläufe, da ich gerade so viel tanken will, bis der Balken wieder da ist aber irgendwie klappt es nicht und am Ende muss ich noch einmal 15€ fürs Benzin zahlen – shit happens. Der Rückflug ist unspektakulär und wir kommen müde und zufrieden wieder in Frankfurt an.
Mein Fazit: Portugal und vor allem der Norden ist ein super Urlaubsland, welches mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Es bietet schöne Landschaften, attraktive Städte und sehr nette und hilfsbereite Menschen und jeder sollte dort einmal Urlaub machen! Das Reisen mit Martina war sehr angenehm und es gab trotz teilweise schwieriger Umstände durch das Camping kein Gemecker und folglich immer gute Stimmung 🙂
Danke an alle, die tapfer bis zum Ende durchgelesen haben und schaut euch auf jeden Fall noch mein Video dazu an, wenn ihr noch weitere visuelle Eindrücke neben den Bildern haben möchtet!
0 responses to “Portugal (German)”